Der paranoide Persönlichkeitsstil

Überall lauern Gefahr und Verrat

In Ihrem Leben haben Sie alles im Griff. Sie haben Erfolg im Beruf, bringen dort gute Leistungen. Sie sind fleißig, gut organisiert und zuverlässig.

Sie sind eine scharfsinnige Beobachterin. Anderen Menschen gegenüber haben Sie einen äußerst genauen Blick, Sie erkennen schnell kleinste Veränderungen, Reaktionen, Signale oder Regungen in deren Verhalten.

Manchmal erscheinen Sie vielleicht nach außen ein wenig streng und reserviert, vielleicht auch unnachgiebig und hartleibig. Das kann in beruflichen Dingen ja auch von Vorteil sein. Und Sie sind zäh, halten einiges aus.

Und Sie besitzen ein gehöriges Maß an Fantasie. In Windeseile können Sie in Ihrem Kopf Szenarien entwickeln, die vor allem die Zukunft betreffen. Ihre Vorstellungskraft kann Sie regelrecht davontragen. Es geht dabei immer um Situationen betreffen, die noch gar nicht stattgefunden haben, die aber schlimme Folgen haben könnten.

Solche Gedanken sind etwa:

• Was wäre, wenn die Apothekerin doch nicht so genau Bescheid wusste und mir ein falsches Medikament verkauft hat, das mir sehr schadet?
• Was wäre, wenn das Leitungswasser doch viel mehr gefährliche Rückstände enthält, als offiziell von den Behörden verlautbart wird?
• Was wäre, wenn der neue Kollege, der mich immer wieder in ein Gespräch verwickelt, mich Sie aushorchen will – irgendwas stimmt doch nicht mit ihm – wofür auch immer?

Zwar kommen Sie mit anderen Menschen klar, doch im Grunde Ihres Herzens hegen Sie die Überzeugung: man kann sich letztlich doch nur auf sich selbst verlassen. Auch wenn Sie das offen nicht zeigen oder sagen, sind Sie gegenüber anderen sehr kritisch – und insgeheim sehr misstrauisch.

Die Schattenseiten dieses Persönlichkeitsstils

Wenn dieses Misstrauen allem und jedem gegenüber zu stark wird, dann kann dies auch zu größeren Problemen führen – etwa zu Feindseligkeit und Hass auf die Welt. Zu schnell beziehen Sie alles auf sich, als ob die ganze Welt gegen Sie wäre. Sie wittern Verrat und böse Absichten überall. Ihr Umfeld erleben Sie oft als feindlich, sie deuten alles in diese Richtung. Selbst wenn andere Menschen sich freundlich oder zumindest neutral an Sie wenden, vermuten Sie dahinter eine verborgene Absicht. Ein Lächeln kann Ihnen schon als ein Zeichen der Geringschätzung vorkommen oder etwa gar als Mitleid?

Nach Begegnungen mit anderen kämpfen Sie oft noch ewig lange mit negative Gedanken – das schleichende Gift des Grübelns tut Ihnen aber nicht gut, es verunsichert Sie. So kommt regelrecht eine Negativspirale in Gang: Rückzug, Enttäuschung, Isolation. Sie haben Angst, den Hass der anderen auf sich zu ziehen.

Allzu schnell fühlen Sie sich angegriffen. Dann reagieren Sie prompt und aggressiv. Sie sind leicht verletzbar und extrem nachtragend. Oft dramatisieren Sie kleine Details und Regungen im Umgang mit anderen, wittern zum Beispiel hinter jedem Lachen einer Gruppe von Kollegen am Cafeautomaten ein Lustigmachen über Sie, weil Sie gerade vorbeigegangen sind. Oft verwechseln Sie dabei Ihre gefühlten Emotionen mit der Realität.

In diesem Klima des Misstrauens bleiben Sie oft einsam.

Es fällt Ihnen schwer, sich selbst als wertvoller Mensch zu fühlen, der vorbehaltslos einfach geliebt wird, weil er auf der Welt ist. Es fällt Ihnen so schwer, Vertrauen zu anderen zu fassen, weil es Ihnen möglicherweise an Urvertrauen fehlt. Kinder entwickeln es in der Regel in sehr früher Zeit, wenn sie das Glück hatten, unter guten Bedingungen aufzuwachsen. Vielleicht haben Sie sehr wenig liebende Bestätigung als Kleinkind erhalten, vielleicht hat man Ihre Bedürfnisse nicht gesehen und Sie haben eine harte Erziehung erfahren.

Liebe und Beziehung

Sie sehnen sich nach Liebe, nach Vertrauen in die Welt, in andere Menschen. Für Intimität und Nähe ist schließlich Vertrauen von essentieller Bedeutung. Doch es sind nur sehr wenige Menschen, die Sie für vertrauenswürdig halten, denen Sie sich öffnen und die Sie den Weg zu Ihrem Herzen finden lassen.

Doch Sie sind sehr angewiesen auf solche Inseln des Vertrauens.

Wenn Sie einmal jemand auserwählt haben, von dem Sie annehmen, dass er auf Ihrer Seite steht, dann bringen Sie ihm überzogenes Vertrauen, einen geradezu naiven, riesigen Vertrauensvorschuss entgegen. Hier schlägt das Pendel in die andere Richtung. Das kann in der Liebe gefährlich sein, Sie können enttäuscht werden. Partner könnten Sie ausnutzen. Zwischen solchem völlig blinden Vertrauen und dem für Sie sonst typischen Übermaß an Misstrauen wäre ein gesundes Mittelmaß angebraucht. Diese mögliche Enttäuschung Ihres Vertrauens ist auch Ihr wirklich wunder Punkt. Hier sind Sie am verletzlichsten.

Sie verlangen Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin aber auch einiges ab. Immer wieder wünschen Sie sich von ihm oder von ihr die Bestätigung, auch wirklich verstanden zu werden und immer wieder wollen Sie die Zusicherung, dass er oder sie auch tatsächlich an Ihrer Seite steht. Was immer kommen mag, Sie wollen gerüstet sein.

Sie erträumen sich Ihren Liebespartner als ein wie Sie selbst fühlendes und denkendes Alter Ego, mit dem Sie symbiotisch verbunden sind – und mit dem gemeinsam Sie gegen alle Unbill und alle Feindseligkeit der Welt gewappnet sind.

Beruf

Sie sind energisch und ehrgeizig, arbeiten hart und sind in der Regel auch erfolgreich.

Gefahren lauern, wenn Sie vielleicht eng in ein Team eingebunden sind. Da kann es schon auch einmal zu Schwierigkeiten kommen. Sie gelten als unnachgiebig, hartleibig. Oft sind Sie auch sehr kritisch gegenüber den anderen, zum Beispiel gegenüber Kollegen. Sie äußern hemmungslos Kritik an anderen, sind aber selber extrem leicht verletzbar, reagieren überempfindlich, wenn Sie einmal ins Kreuzfeuer der Kritik oder der negativen Bewertung anderer geraten. Das ist ein gewisser Widerspruch. Wenn man Ihnen einmal übel mitgespielt hat, vergessen Sie das auch nicht so schnell, Sie können sehr nachtragend sein.

Ihr grundlegendes Misstrauen lässt Sie oft gern auch den Rückzug antreten, dann verschließen Sie sich, sondern sich ab.

Sie kennen die Angst, von anderen angegriffen und beschuldigt zu werden. Doch eigenes Versagen einzugestehen, fällt Ihnen ausgesprochen schwer, lieber sind die anderen Schuld, lieber schieben Sie die Verantwortung von sich auf andere. Das kann für sehr viel Unmut in Ihrem beruflichen Umfeld sorgen.